Am Anfang war sie noch da

Um dem Mysterium um die verschwundene Linie S5 auf die Spur zu kommen, spulen wir ein paar Jahre zurück. Um genau zu sein ins Jahr 1972. Zum Start der Olympischen Spiele in München, wurde auch unser S-Bahn Netz eingeweiht. An den Start gingen unsere weiß-blauen Züge (die rote Farbe kam erst viel später) sogar mit 11 Linien plus Sonderlinien. Auch die S5 war damals noch dabei. Wenn man sich die unterschiedlichen Linien auf der Karte anschaut, erkennt man übrigens deutlich: Die Nummerierung ist nicht willkürlich. Die Linie S1 liegt am weitesten im Norden, entgegen dem Uhrzeigersinn wurden alle anderen Linien bis in den Süden weiter durchnummeriert. Doch mit der Zeit und den betrieblichen Erfordernissen veränderten sich auch die einzelnen Linien und deren Linienführungen immer wieder. Im Jahr 2009 war dies dann auch das Aus für die Linie S5. Doch warum? Was änderte sich überhaupt bei unserem bunten Streckenplan?
Der große Wechsel
_komp.jpg)
Um den großen Wechsel nachvollziehen zu können, müssen wir etwas ausholen und auch andere Linien betrachten. Bis zum Zeitpunkt, zu dem unsere heute bekannte Flughafenlinie S8 gebaut wurde, verkehrte die S3 zwischen Nannhofen (heute Mammendorf) und Ismaning. Nach der Eröffnung der S8 endete die S3 schon am Ostbahnhof, die S8 fuhr zwischen Flughafen und Pasing. Später wurden die beiden Linien zusammengelegt und somit fuhr die S8 von da an vom Flughafen nach Mammendorf. Zur gleichen Zeit verlief damals die S5 von Herrsching zum Ostbahnhof bzw. weiter Richtung Holzkirchen. So weit, so gut.
Mit dem Hirschgarten wurde alles anders

Einige Jahre später löste die S3 im Westen die S8 im Abschnitt zwischen Pasing und Mammendorf wieder ab und wurde fortan im Osten Richtung Holzkirchen weitergeführt, so wie wir die Linienführung heute auch kennen. Die S8 fuhr ab dann eben nicht mehr nach Mammendorf, sondern vom Flughafen an den Ammersee nach Herrsching. Hintergrund war die Inbetriebnahme der neuen S-Bahn Station am Hirschgarten. Zum ersten Mal seit der Gründung der S-Bahn München gab es dadurch auf der Stammstrecke einen neuen Haltepunkt und die Fahrpläne mussten entsprechend angepasst werden. Im Zuge dessen wurden die Linien zwischen West und Ost teilweise neu verknüpft. Gemäß dem Uhrzeigersinn wäre es nun nach der Nummerierungslogik die S5 gewesen, die von da an von Herrsching zum Flughafen gefahren wäre.
Einmal S8, immer S8

Wichtig bei der Neuordnung war aber, dass weiterhin die Linie S8 den Flughafen mit der Innenstadt verband. Die Fahrgäste – heute bis zu 950.000 täglich –, darunter viele Touristen, verbanden diese Liniennummer von Anfang an mit dem Flughafen, und das sollte auch so bleiben. So wurde die Linie S5, entgegengesetzt der Logik, zur S8 und die 5er-Linie war vom Liniennetzplan verschwunden. Innerhalb des 434 Streckenkilometer großen Netzes sucht man also derzeit wirklich vergebens nach einer S5. Ganz schön bunt also, die Historie unserer Linien.
Eine Linie mit bewegter Vergangenheit - jetzt kommt sie zurück!
Nach Jahren der Optimierung und Erweiterung des Münchner S-Bahn-Systems hat sich gezeigt, dass die Wiedereinführung der S5 auf jeden Fall sinnvoll ist (gut, dass wir die praktisch noch in petto hatten). ;-) Ab dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2024 verkehrt die Linie S5 zwischen Kreuzstraße und Pasing bzw. Germering-Unterpfaffenhofen, ergänzt durch einzelne Fahrten bis Weßling. Im Zuge der Wiedereinführung der S5 wird auch die S7 angepasst: Sie endet künftig, aus Wolfratshausen kommend, oberirdisch am Münchner Hauptbahnhof. Ziel ist es, mit diesen Maßnahmen die Pünktlichkeit auf den größtenteils eingleisigen und daher störanfälligen Streckenabschnitten der S7 zu erhöhen. Gleichzeitig wird mit der neuen Linienführung die Stammstrecke während der Hauptverkehrszeiten entlastet, was zu einer stabileren und zuverlässigeren Gesamtstruktur des S-Bahn-Systems beitragen soll. Wir freuen uns auf jeden Fall auf die S5, die nun das Liniennetz in ihrer schönen petrolblauen Linienfarbe wieder komplett macht.