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Wie München zu seiner S-Bahn kam – Ein Blick in die Geschichte

Eine schöne und einfache Idee gab es in München schon lange. Und zwar die von einem S-Bahn Netz, das die Menschen nicht nur schnell und komfortabel in die Stadt und seine Vororte bringt, sondern auch viele Wege bietet, um Ausflüge ins idyllische Umland zu machen. Diese Idee kam schon lange vor den Olympischen Spielen 1972 auf. Seither ist viel passiert – Manches ist aber auch beruhigend stabil geblieben.

Historisches Bild der S7 am Bahnhof Wolfratshausen
© Klaus Ammon
© Klaus Ammon

Um 1900: München wird zu einer florierenden Stadt

München um 1900
© Klaus Ammon

Als 1839 die erste Eisenbahn von München nach Lochhausen fuhr, war München mit 80.000 Einwohnern ungefähr so heimelig klein wie das heutige Bamberg. Das änderte sich aber rasant. 1900 wuchs München auf 500.000 Einwohner an und 1957 wurde bereits die Millionenmarke überschritten. Durch die stetig wachsende Masse an Pendlern, die in die Stadt strömten, gerieten die Vorortbahnen schnell an ihre Grenzen. Kuschelig wurde es auch in den Bahnen am Wochenende: Bereits 1900 fuhren stolze 1,2 Millionen Fahrgäste von München ins Isartal, um sich in der Natur zu erholen. Die Triebzüge, die im Takt nach Höllriegelskreuth pendelten, wurden bereits elektrisch betrieben und waren somit den heutigen S-Bahnen gar nicht so unähnlich. So kamen schon früh die ersten Pläne für die Nord-Süd-Stammstrecke auf, mit einem großen Bahnhof auf der Museumsinsel. Aber mit Ideen verhält es sich oft wie mit Käse, die richtig guten brauchen Zeit, um zu reifen. Bis die S-Bahn dann tatsächlich ihre ersten Meter fahren durfte, sollte es noch 70 Jahre dauern.

Gut Ding will Weile haben

Historische Karte der Münchner Bahnanlagen um 1940
© Klaus Ammon

1928 gab es erstmals konkrete Vorhaben, den Vorortverkehr mit einem Untergrundnetz zu verbinden. Diesen schönen Plan durchkreuzte allerdings die Weltwirtschaftskrise. Im Mai 1938, kam er dann aber, der erste Spatenstich für die Münchner S-Bahn. Der Name S-Bahn bedeutet übrigens „Stadtschnellbahn“ und wurde am 25.12.1930 durch die Reichsbahngesellschaft anfangs für die Züge der Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahn festgelegt und dann auch von München übernommen. Mit der Umgestaltung Münchens zur „Hauptstadt der Bewegung“ wurde der Bau in der Lindwurmstraße 1938 begonnen, und 1941 erstmal wieder eingestellt. Denn die S-Bahn musste sich ein erneutes Mal in Geduld üben: Wegen des Krieges konnten die Bauarbeiten zu der Zeit nicht weitergeführt werden - für fast drei Jahrzehnte. Teile dieses Tunnels, inklusive der Station Goetheplatz, werden heute übrigens durch die U6 befahren.

Gut Ding braucht eben doch Eiltempo

Historisches Bild einer Baustelle für den Bau der S-Bahn um 1966
© Klaus Ammon

Im Jahr 1963 war es dann endlich beschlossene Sache: Die Münchner S-Bahn kommt! Inzwischen war es auch allerhöchste Eisenbahn. Die zunehmende Masse an Fahrgästen brachte die Vorortzüge nun bereits so an ihre Grenzen, dass München zur Stadt mit den meisten Kraftfahrzeugen in Deutschland wurde. Die schöne Isarmetropole drohte in einem Verkehrschaos zu versinken. Der S-Bahn Bau begann am 15. Juni 1966  – „Reißt die Straßen auf und baut hinein für eine glückliche Zukunft“. Den Anfang machte die Stammstrecke vom Haupt- zum Ostbahnhof. Und weil München ein Jahr später den Zuschlag für die Olympischen Spiele erhielt, kam nun ordentlich Tempo in die Entwicklung. In nur sechs Jahren sollte das modernste Nahverkehrssystem Deutschlands errichtet werden.

In Rekordzeit zu Deutschlands modernstem S-Bahn-Netz

Historisches Bild einer S-Bahn 1972 am Olympia Bahnhof
© Klaus Ammon

Zu behaupten, es herrschte damals ein enormer Zeitdruck, wäre eine kühne Untertreibung. Unzählige Ärmel mussten mehrmals hochgekrempelt werden, damit pünktlich zum 28. April 1972 die ersten Gäste chauffiert werden konnten. Aber das frisch geborene S-Bahn System bestand gleich seine Feuertaufe: In den 17 Tagen während der Olympischen Spiele wurden über drei Millionen Menschen transportiert. Und auch der Münchener Alltag wurde mit einem Schlag attraktiver: Die Fahrtzeiten schrumpften wie Eis in der Sonne und überfüllte Bahnen, rußige Dampfloks sowie ewig lange Autokolonnen gehörten damals der Vergangenheit an.

Alles bleibt anders!

S-Bahn am Bahnsteig

So entstand also die S-Bahn München, deren System bis heute Vorbildcharakter hat. Nirgendwo in Europa gibt es eine höhere Zugdichte als auf der Münchner Stammstrecke. Stolze 20,9 Millionen Kilometer fahren die S-Bahnen im Jahr, um auf dem 444 km langen Bahnliniennetz an Werktagen bis zu 950.000 Menschen zu transportieren. Und hier schließt sich der Kreis wieder. Die Idee von einem S-Bahn Netz, das die Menschen schnell und komfortabel transportiert, ist immer noch topaktuell. Wer mit Münchens dynamischem Bevölkerungswachstum Schritt halten muss, der bekommt zwangsweise eine gute Vorstellung davon, wie sich Sisyphus gefühlt haben muss. Die S-Bahn arbeitet daher gemeinsam mit dem Freistaat Bayern kontinuierlich und mit Hochdruck am Modernisierungsprozess. Vieles wird sich daher auch noch in Zukunft ändern. Aber eine Sache ganz bestimmt nicht: Die Hemdsärmel bleiben bei der S-Bahn München noch lange hochgekrempelt.

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