Rollstuhl, Fahrrad & Kinderwagen über der Tür
Gleich am Eingang lachen uns die ersten Piktogramme an: ein Rollstuhl, ein Kinderwagen und ein Fahrrad. Ok, heißt also: Wer sich auf oder mit Rädern bewegt, steigt am besten hier ein. Soviel verstehen wir. Aber warum gibt’s diese Symbole denn nur an manchen Türen? Nicht an manchen, sondern an denen, jeweils hinter dem Führerstand - also am Anfang und Ende jedes Zuges. Der Grund: Dort ist einfach am meisten Platz – nicht nur zum Parken von Kinderwagen, Rollstuhl und Co., sondern auch zum Rangieren. Zudem legt hier der Triebfahrzeugführer oder die Triebfahrzeugführerin bei Bedarf die Rollstuhlrampe an, für einen leichteren Ein- und Ausstieg. Der Clou: Wer sich also an den Piktogrammen und Symbolen orientiert und an den gekennzeichneten Türen einsteigt, trägt dazu bei, dass der S-Bahn-Betrieb flutscht. Wenn die Gänge nicht verstopft sind, steigt es sich eben für alle viel schneller ein und aus - keiner muss rempeln und alles bleibt friedlich und entspannt. Nicht nur für die Fahrgäste ohne, sondern auch für die mit Rädern.
Alles einmal durchgehen bitte! - Die gelbe Zone
Ein gelbes Ausrufezeichen umgeben von Rechtecken und Pfeilen – was das wohl bedeuten soll? Hinweis: Es prangt innen an jeder Zugtüre. Warte mal… könnten die Rechtecke sich schließende Zugtüren sein? Ja, genau! Das Piktogramm ist ein Hinweis auf die Lichtschranke. Aber wie funktioniert die eigentlich? Einfach erklärt: Ein Sender an der Tür schickt ein Signal zum Empfänger. Quasi die lichtgewordene Frage „Darf ich schließen?“ Wird das Signal unterbrochen - zum Beispiel, weil eine Tasche, ein Fuß oder ein Fahrgast dazwischensteht – bekommt das System die Antwort „Nö, jetzt nicht!“ Die Tür bleibt auf und die Bahn somit stehen. Jetzt könnte man sagen: Ja Mensch, ist doch nicht schlimm, die paar Sekunden! Dazu muss man aber wissen: Damit der S-Bahn-Betrieb nicht ins Stocken gerät, zählt jede Sekunde. Genauer gesagt: Um den straffen Zeitplan zu halten, sollten die Lokführer:innen auf der Stammstrecke an jedem Bahnhof in der Regel nur 30 Sekunden stehenbleiben. Immerhin: Jeden Tag wollen rund 950.000 Menschen mit der S-Bahn München fahren – da ist 'ne strenge Taktung gefragt. Damit wir also alle möglichst pünktlich ans Ziel kommen, empfiehlt es sich, beim Einsteigen auf die gelben Einfärbungen im Türbereich zu achten, immer schön ins Zuginnere durchzugehen und wenn‘s mal voller wird: vielleicht einfach den Bauch ein bisschen einziehen. Beim Flirten mit netten Mitfahrenden kann das ja vielleicht auch von Vorteil sein…
No Koffer please! Aber warum?
Apropos Bauch… Wer mit etwas mehr Gepäck unterwegs ist, dem bietet unsere modernisierte Flotte reichlich Gepäckablagefläche. Wo es aber auf keinen Fall Platz finden darf? Richtig: An der Stelle mit dem durchgestrichenen Koffer-Symbol. Jetzt mag sich der ein oder die andere fragen, was das eigentlich soll – immerhin ist doch gerade an dieser Stelle hinter dem Führerstand richtig schön viel Platz für Koffer und Co. Dem sei gesagt: Denk an deinen Nächsten. In dem Fall: an den lieben Kollegen oder die Kollegin, die dich gerade in der S-Bahn umherfährt. Wer sein Gepäck hinter die Führerstandstür stellt, versperrt dem Lokführer oder der Lokführerin den Fluchtweg und den Weg in den Fahrgastraum, sollte es eine Fahrzeugstörung oder einen medizinischen Notfall geben. Wenn ihr das Gepäck also richtig platziert, könnt ihr unter Umständen sogar Leben retten. Ganz abgesehen davon, dass ihr unter den Sitzen, und auf den zusätzlich geschaffenen Abstellplätzen bei den Sitzgruppen viel näher dran seid an Tasche, Koffer und Co. Mensch, Zeichensprache ist doch was Tolles, oder? Übrigens setzen die Macher auch deswegen darauf, weil Zeichen international verständlich sind.
Ein Herz für Mitfahrende
Drei Geschäftsleute sitzen in der S-Bahn. Kommt ein alter Mann… Nee keine Angst, das wird nicht noch ein Witz! Wobei… vielleicht doch. Keiner von den schnittigen Anzugherren steht nämlich auf. Ganz schön gemein, oder? Dass wir für ältere oder gesundheitlich eingeschränkte S-Bahn-Mitfahrende aufstehen und unseren Platz freimachen ist Usus. Sollte es zumindest sein. Denn längst beachten nicht alle Fahrgäste dieses Höflichkeitsgebot. Auf’s Handy, in’s Buch oder aus dem Fenster geguckt und schon ist der Moment vorbei, in dem man hätte hilfsbereit sein können. Die Piktogramme „Strichmännchen mit Gehstock und Schwangerschaftsbauch“ wollen uns daran erinnern, dass das Nicht-Mitdenken beim S-Bahn fahren zwar nicht per Gesetz geahndet wird, aber eben irgendwie doch ein Gesetz ist – Gesetz des Menschseins halt. Und wenn man sich für sowas nicht erwärmen kann, dann zieht vielleicht zumindest das Argument der Pünktlichkeit. Denn wenn‘s im Winter kalt ist oder im Sommer heiß, kann der Kreislauf von Schwangeren oder Älteren durchaus mal verrücktspielen. Auch die Weichenverbindungen, die die Züge hier und da mal ruckartig nehmen müssen, können für körperlich Beeinträchtigte eine Herausforderung sein. Wer ihnen den Sitzplatz anbietet, tut also nicht nur was für sein Karma, sondern verhindert vielleicht sogar Kreislaufkollaps, Sturz, Notarzteinsatz, Verspätung und Störfall.
Und wie steht's mit eurem Piktogramm Knowhow?
Seid ihr in und an der S-Bahn schon auf Piktogramme oder Symbole gestoßen, die euch ins Grübeln gebracht haben? Dann macht ein Bild davon und schickt’s uns per Mail! Wir recherchieren für euch und klären’s auf. Oder kennt ihr ein spannendes Piktogramm, dass jeder andere auch kennen sollte? Wir freuen uns über euren Input für den nächsten Artikel!