Was ist Diskriminierung eigentlich genau?
Wann immer Personen aufgrund ihrer Ethnizität, Religion, nationalen oder sozialen Herkunft, Sprache, Abstammung, ihres physischen Äußeren, Geschlechts, Alters, ihrer sexuellen Orientierung oder einer Behinderung herabgewürdigt werden, spricht man von Diskriminierung. Sie kann mit Blicken anfangen, über abfällige Äußerungen (wie im Film der Azubis) gehen und in körperliche Angriffe (wie Schubsereien) übergehen. In all diesen Situationen kann jede:r Einzelne von uns Zivilcourage zeigen und eingreifen.
Zivilcourage heißt: Verbündete suchen und gemeinsam stärker sein
Zunächst einmal – Bevor ihr in eine Situation einschreitet, fragt euch bitte immer erst, ob ihr euch eventuell selbst in Gefahr bringen würdet, denn das solltet ihr nicht. Im Zweifel sprecht am besten Menschen in eurer Nähe an. Vielleicht geht ihnen gerade dasselbe durch den Kopf und sie sind ebenso unsicher, wie sie sich verhalten sollen. Gemeinsam könnt ihr stark sein und euch besprechen, was am besten zu tun ist. Oder aber: Ganz laut ankündigen, dass ihr Hilfe organisiert. Das schreckt die Täter häufig ab und sie suchen das Weite, oder lassen weitere Diskriminierungen einfach stecken. Wichtig: Wenn ihr andere um Hilfe bitten wollt, tut dies so direkt wie möglich. Wer direkt einbezogen wird, wird mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch helfen. Sprecht also beispielsweise den Fahrgast an, der euch gegenübersitzt. In der S-Bahn könnt ihr euch in jedem Fall an das Zugpersonal (zum Beispiel das Prüf-/Serviceteam), die Mitarbeitenden der DB Sicherheit oder über die Sprechstelle an den oder die Lokführer:in wenden. Die Kolleg:innen wissen immer, was zu tun ist, werden deeskalierend tätig bzw. wissen, wo Hilfe angefordert werden kann. Egal, gegen wen sich die Diskriminierung richtet (Fahrgäste, Mitarbeitende, ...), das Zugpersonal und die Kolleg:innen von der DB Sicherheit koordinieren schnelle Hilfe und können die Situation oft auch auflösen.
Täter:innen nicht davonkommen lassen
Klar, eine solche Situation kann für alle stressig sein, vor allem, wenn sich eine Dynamik entwickelt und aus einer Kleinigkeit dann doch ein Gemenge geworden ist. Trotzdem ist es wichtig, sich die Täter:innen gut einzuprägen. Falls der oder die Beschuldigte verschwinden sollte, bevor die Polizei zur Stelle ist, könnt ihr die Personen nämlich genau beschreiben. Für solche Fälle gibt es übrigens auch eine Zeugenkarte der Bundespolizei, die euch dabei hilft, auch in solch einer Stresssituation bestimmte Merkmale in Erinnerung zu behalten. Wenn jemand Hilfe benötigt, könnt ihr in jedem Fall auch die Polizei unter 110 rufen und die Situation schildern. Entweder mit dem eigenen Handy oder ihr fragt einen Mitreisenden, falls ihr kein Handy zur Hand habt. Damit euer Telefonat dann möglichst schnell und effizient abläuft, ist es wichtig, dass ihr die beobachtete Situation kurz, aber präzise beschreibt. Am besten die vier W-Fragen abarbeiten und dann auf Rückfragen warten: 1. Wer meldet? (deine Personalien), 2. Wo passiert etwas? (genaue Ortsbeschreibung), 3. Was passiert? (beschreibe die Situation) und 4. Wie viele Personen sind beteiligt?
Mutig sein: das geht auch im Nachhinein
Mitunter kann es vorkommen, dass jemand im Handgemenge verletzt wird. In solchen Fällen raten Experten, nicht dem Täter oder der Täterin hinterherzulaufen, sondern als allererstes das Opfer fragen, wie ihr helfen könnt. Vielleicht muss man den Notruf wählen? Auch hier gilt: Mitreisende einbeziehen! Sprecht sie am besten gezielt an und bittet um Unterstützung. Ihr seid Zeug:in einer kritischen Situation gewesen, hattet aber vielleicht nicht den Mut, vor Ort einzugreifen? Dann könnt ihr trotzdem noch viel richtig machen: Meldet euch bei der Polizei! Auch wenn man im ersten Moment vielleicht denkt, dass man nicht wirklich helfen kann, können einzelne Erinnerungen oder Merkmale des Täters oder der Täterin dazu beitragen, dass jemand gefasst und zur Verantwortung gezogen wird.
Sensibel sein für kritische Situationen
Einen wichtigen Schritt habt ihr ohnehin schon mit dem Lesen dieses Artikels getan. Denn wer sich mit den Themen „Diskriminierung“ und „Zivilcourage“ im Vorhinein auseinandersetzt, wird in der konkreten Situation vermutlich besser wissen was zu tun ist. Und deshalb können wir alle jetzt auch behaupten. In der S-Bahn gibt es einfach keinen (Sitz-)Platz für Diskriminierung!