Alles geht App
Wir befinden uns am Ostbahnhof und während wir ganz aufgeregt vor den beiden DB Sicherheitsmännern stehen, blicken die sich gelassen und routiniert um. Sofort fällt ihnen ein kaputter Ticketentwerter in die Augen. Daniel zückt sein Handy, öffnet eine App und meldet den Automaten an das System. Im Laufe des Tages wird er noch verschiedene Apps benutzen. Für jede Situation die passende, um genau zu sein. Als wir einsteigen, checken sie mithilfe der nächsten App ein. „So weiß unsere Leitstelle immer, in welchem Zug wir gerade unterwegs sind“, erklärt uns Daniel.
Ein Satz, der alle zusammenzucken lässt
Dann verkünden sie den Satz, der jeden, ob mit gültigem Ticket oder ohne, erstmal zusammenzucken lässt: „Die Fahrscheine, bitte!“ Zu Anfang kam sich Daniel dabei sehr komisch vor. Lachend erzählt er, dass sogar Kolleg:innen, die einen gültigen Fahrschein haben, erschrocken aufblicken. Total vorbildlich hat bei dieser Kontrolle jeder Fahrgast eine gültige Fahrkarte. So finden wir das prima. „Normalerweise erwischen wir regelmäßig jemanden“, erzählt Daniel. Die Tickets werden – dreimal dürft ihr raten –, genau, mit der nächsten App gescannt. Wir fragen, was passiert, wenn sie einen ihrer Freunde erwischen würden. „Wir behandeln alle gleich. Nach dieser Philosophie arbeite ich seit Beginn und das ist in meinen Augen die fairste Lösung“, sagt Daniel.
Die Aufgaben der DB Sicherheit
Am Hauptbahnhof steigen wir aus. Während die meisten Fahrgäste auf ihr Smartphone blicken, huschen die wachsamen Augen der beiden Kollegen über die Bahnsteige. Verdächtiges Gepäck oder auffälliges Verhalten, Verstöße gegen die Maskenpflicht, alles wird von den beiden innerhalb von Sekunden registriert. Neben der Kontrolle der Fahrscheine und der Einhaltung der Hausordnung an den Bahnhöfen, erfüllt die DB Sicherheit weitere wichtige Aufgaben: So ist das Team unter anderem für die Verkehrssicherung zuständig, wenn es zum Beispiel zu einer Oberleitungsstörung kommt. Vor kurzem waren die zwei auch an einem älteren Bahnsteig, um dort die Qualität zu checken und reparaturbedürftige Stellen zu markieren. Ihr Bahn-Know-how wird aber vor allem von Fahrgästen in Anspruch genommen. Denn unauffällig sind die beiden in ihrer Uniform nicht unbedingt, und so kommen alle paar Minuten Fahrgäste mit Fragen auf sie zu. Für den größeren der beiden Daniels ein Kinderspiel, schließlich ist er schon stolze 14 Jahre bei der DB und somit ein echter Experte, finden wir.
Dreamteam seit dem ersten Tag
Angefangen hat Daniel im Jahr 2006 über ein 10-monatiges Praktikum bei Chance Plus, einem Programm für alle, die auch ohne Schulabschluss eine Ausbildung machen möchten. Danach schloss er eine dreijährige Ausbildung zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit ab, inklusive Ersthelferausbildung. Mittlerweile ist er seit drei Jahren stellvertretender Teamleiter des Prüfteams bei DB Sicherheit und kümmert sich neben seinen normalen Aufgaben auch um personelle Angelegenheiten. Sein Dreamteam Kollege Daniel (ja, sie heißen beide Daniel und sind beide gleich alt, mehr Teamspirit geht wohl kaum), ist als Quereinsteiger über die IHK-Prüfung im Jahr 2016 zur DB Sicherheit gekommen. Seit diesem Tag sind die beiden als festes Team unterwegs und möchten das auch bleiben. „Es kommt manchmal vor, dass wir in brenzlige Situationen geraten“, erklärt Daniel, „in solchen Momenten muss man sich zu 100 Prozent auf seinen Kollegen verlassen können – und das können wir“, bestätigt er mit einem Lächeln.
10 Kilogramm Equipment
Neben der Ausbildung erhält jeder aus dem Team sechs Schulungstage im Jahr. Dabei lernen sie die Rechts- und Gesetzeslage, beispielsweise den Einsatz von Abwehrspray für den Notfall und praktische Griffe fürs Einschreiten bei Gefahren. Nicht nur mental, sondern auch mit ihrem Equipment sind die beiden gut ausgestattet. An ihrem Gürtel – auch Koppel genannt – hängen Handschellen, Pfefferspray, ein Schlagstock, Handschuhe, ein kleiner Drucker fürs Prüfen und ein Erste-Hilfe-Kit. Ungefähr 10 Kilo tragen die beiden so täglich an zusätzlichem Equipment mit sich. Doch in den 14 Jahren seiner DB Sicherheitszeit kam bei Daniel das Abwehrspray noch nie zum Einsatz. „Wir versuchen Situationen immer sofort zu deeskalieren, um den Einsatz so friedlich wie möglich zu gestalten“, bestätigt er.
Kein Tag wie der andere
Die beiden haben bei der DB-Sicherheit nicht nur ihren Dream-Kollegen sondern auch ihre Berufung gefunden. „Uns macht es Spaß, dass wir so viel draußen unterwegs sind und mit Menschen zusammenarbeiten“, erzählen sie uns. „Zudem ist kein Tag wie der andere, sondern immer spannend und abwechslungsreich.“ Was uns ein wenig überrascht: Daniel mag es besonders während des Oktoberfests im Einsatz zu sein. „Das Team vor Ort an der Hackerbrücke ist eingeschworen und arbeitet seit Jahren zusammen. Es macht einfach Spaß mit ihnen zu arbeiten, weil wir uns so gut verstehen.“ Leidenschaft und Kollegialität sind wohl die Schlagwörter, die das Berufsbild auszeichnen. Und während wir uns von den beiden Daniels verabschieden, sind wir uns einig: Bei so einem Dreamteam fühlen wir uns in den S-Bahnen immer sicher.