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Gummistiefel an, Helm auf – Das passiert hinter den Kulissen der Baustelle für die neue Station Marienhof der 2. S-Bahn-Stammstrecke

Wer schon mal in fremden Städten wie New York war kennt es. Bei der Subway dort gibt es sogenannte local und express trains. Und ein ähnliches System wird es mit der Fertigstellung der 2. Stammstrecke in München auch geben. Auf dieser werden dann Express-S-Bahnen verkehren und euch schnell und effizient an euer Ziel bringen. Damit ihr ganz bequem zwischen den Linien und auch der U-Bahn umsteigen könnt, wird beispielsweise am Marienhof extra eine neue Station gebaut. Wir finden, das schreit nach einem Blick hinter die Kulissen! Wir haben für euch an einer Führung über die Baustelle im Marienhof teilgenommen – mit einem exklusiven Blick unter den Deckel! – und können euch jetzt schon eines sagen: Hinter dem Mammutprojekt steckt eine Menge Aufwand und Logistik.

Personen mit Helmen und Warnwesten auf der Baustelle Marienhof

Ein Mammutprojekt – 40 Meter in der Tiefe

Blick auf die Baustelle Marienhof

Es ist Freitagnachmittag und statt uns in Schale fürs anstehende Wochenende zu werfen, schlüpfen wir in ein Paar knallgelbe Sicherheits-Gummistiefel, eine grüne Warnweste und setzen uns einen leuchtend roten Helm auf – safety first eben. Heute dürfen wir die Baustelle der 2. S-Bahn-Stammstrecke am Marienhof besichtigen und können uns schonmal ein Bild davon machen, wie die verkehrstechnische Zukunft Münchens gestaltet wird! Kaum durchs Drehkreuz im Bauzaun hinter dem Infozentrum durch, staunen wir nicht schlecht: Wir sind wohl direkt in einem emsigen Ameisenhaufen gelandet. Bagger fahren geschäftig umher, riesige Klauen von noch riesigeren Kränen (einer der höchsten Kräne Europas steht hier am Marienhof) heben und senken sich stetig über den Baugruben und befördern Erdreich in bereitstehende LKWs … was geht denn bitte hier ab?? Isabel vom Bauprojekt 2. Stammstrecke München klärt uns auf: „Hier entsteht in gut 40 Metern Tiefe die neue S-Bahn-Station Marienhof der 2. Stammstrecke.“ Wow! 40 Meter in der Tiefe? Da müsste hier doch ein riesiges Loch sein. Wir sehen aber nur sechs recht überschaubare Öffnungen in einem sonst glatten, die Baustelle überdeckenden Betonboden. Wie genau wird hier also gebaut?

Deckel drauf! Eine Baustelle wie eine Tupperbox?

Frau mit Warnweste und Helm erklärt das Arbeiten auf einer Baustelle

„Ihr steht jetzt gerade auf dem Deckel, dem späteren „Dach“ der Station, unter dem die Bauarbeiten stattfinden.“, erklärt uns Isabel. „Das ist eigentlich wie bei ner Tupperbox. Der Deckel schützt das, was in der Box ist.“ Deckel? Tupperbox? Jetzt sind wir echt verdammt neugierig, wie das technisch funktioniert! Projektingenieurin Daria kann uns die technische Seite genau erklären. „Alle unterirdischen Stationen der 2. Stammstrecke werden in sogenannter Schlitzwand-Deckelbauweise errichtet.“, erzählt sie. Hui, das muss sie uns genauer erklären, davon haben wir noch nie gehört. Daria erläutert uns das Verfahren aber ziemlich gut: „Zuerst wurde eine bis zu 55 Meter tief reichende, die Baugrube umschließende Wand aus Stahlbeton errichtet. Das ist aber nicht die Sichtschutzwand, wie viele meinen, sondern eine Wand aus in den Boden gefrästen Schlitzen, die mit Beton verfüllt werden. Daher auch der Name „Schlitzwand“. Diese bildet später auch die Außenhülle, sprich die Wände, der Station und ist von hier oben nicht sichtbar. Innerhalb der Baugrube wurden dann noch 65 Meter tief reichende Primärstützen gebohrt und ebenfalls mit Beton ausgegossen. Auf die Schlitzwand und die Stützen wurde anschließend der Betondeckel gegossen, auf dem ihr jetzt steht und der später eben das Dach der Station sein wird.“ Die Grube wird also „abgedeckelt“, wie es in der Fachsprache richtig heißt – oder „eingetuppert“, wie wir sagen würden.

Baustelle mit Bagger und Bauarbeitern

Jedenfalls wird durch diese Bauweise mit dem Betondeckel zum Beispiel auch der Baustellenlärm deutlich reduziert und ihr könnt weiterhin entspannt durch die Innenstadt schlendern. Und was bisher für die Öffentlichkeit nicht sichtbar ist, wir aber ganz exklusiv für euch entdecken durften: Unter dem Deckel finden aktuell die weiteren Aushubarbeiten statt und wir werden spontan an Max Maulwurf erinnert. Denn noch befindet sich unter dem Deckel immer noch das Erdreich, das es nach oben zu befördern gilt. Hier gibt also der Bagger den Beat vor und schiebt mit seiner riesigen Schaufel das Erdreich zu einer der sechs Öffnungen im Betondeckel, die wir zu Beginn unserer Führung schon bemerkt hatten. Die Klaue am Kran hebt die Erde nach oben und in bereitstehende LKWs, die den Aushub abtransportieren. Schicht für Schicht wird der Boden so abgetragen und in bestimmten Abständen immer wieder Betondecken eingezogen – die Ebenen der Zwischengeschosse. Auf diese Weise werden bis 2024 fünf Ebenen bis zu einer Tiefe von 40 Metern entstehen. Wir sind von unserer Baustellenführung ziemlich geflasht, denn bisher durften nur sehr wenige Menschen auch einen Blick unter den Deckel werfen! 

Zahlen, Daten, Fakten im „Infozentrum 2. Stammstrecke“ am Marienhof 

Besucherin im Infozentrum hält einen Hörer ans Ohr

Für alle, die sich noch tiefgreifender Rund um die Baustelle am Marienhof oder zu den weiteren Baumaßnahmen im Rahmen der 2. Stammstrecke informieren wollen, gibt’s das Infozentrum zur 2. Stammstrecke am Marienhof mit jeder Menge anschaulichen Erklärungen. In der multimedialen Ausstellung erwarten euch spannende Zahlen, Daten und Fakten zum Sehen, Hören und Fühlen. Da schlagen nicht nur die Herzen von Baustellen-Nerds höher, versprochen! Wusstet ihr zum Beispiel, dass der Beton für das Bauwerk direkt an der Baustelle am Marienhof hergestellt wird? Und dass damit rund 13.000 LKW-Fahrten durch die Münchner Innenstadt vermieden werden? Oder, dass allein für die Baustelle am Marienhof 136 Brunnen gebohrt wurden, um den Grundwasserdruck während der Bauphase zu entspannen?

Absolutes Highlight im Infozentrum am Marienhof ist für uns allerdings der virtuelle Rundgang durch die zukünftige S-Bahn-Station Marienhof. Mit der VR-Brille vor den Augen und geblendet von der Zukunft, ist uns direkt ein bisschen schwindelig geworden. Vor Vorfreude natürlich! Wir können euch das Infozentrum und auch die öffentlichen Führungen über die Baustelle (Anmeldung über www.2.stammstrecke-muenchen.de notwendig) also nur wärmstens empfehlen.

Wie geht’s weiter bei der 2. Stammstrecke?

Blick aus dem Infozentrum auf die Baustelle Marienhof

Und was erwartet uns nach der Inbetriebnahme der 2. Stammstrecke? Öfter und schneller ans Ziel! Mit der Inbetriebnahme der 2. Stammstrecke werden die Verbesserungen bei der S-Bahn deutlich spürbar werden. Auf vielen S-Bahn-Linien wird künftig ganztägig im 15-Minuten-Takt gefahren. Die Express-S-Bahnen verbinden im 30-Minuten-Takt das Umland schnell und bequem mit der Münchner Innenstadt. Nicht mehr alle Linien müssen durch die eine Hauptschlagader - den bisherigen Stammstreckentunnel - fahren, sondern werden auf die beiden Stammstrecken aufgeteilt (ganz wie in New York bei den local und express trains mit unterschiedlichen Halten). Die Stationen Hauptbahnhof, Marienhof und Ostbahnhof bleiben mit S-Bahnen aller Linien erreichbar. Klingt irgendwie echt gut!

Also bleiben wir noch etwas geduldig – „Gut Ding will Weile haben“ – und freuen uns gemeinsam mit euch auf eine noch modernere, schnellere und bequemere Reise mit der S-Bahn durch München.

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