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Auf geht’s nach Giesing – ein Spaziergang durch Münchens vielleicht authentischstes Viertel

Servus und griaß eich in Giasing! So, oder so ähnlich könnte die Begrüßung ausfallen, wenn ihr als Münchner anderer Stadtteile oder aus dem Umland im alteingesessenen Giesing vorbeischaut. Das ehemalige Arbeiterviertel ist nicht nur die Heimat der Münchner Löwen und vieler Boazn, sondern hat noch viel mehr zu bieten. Ein bisschen rau, ein bisschen hip, aber unglaublich charmant… Mit der S-Bahn, zu Fuß und etwas Entdeckerlust im Gepäck nehmen wir euch mit auf einen Spaziergang durch eines der authentischsten Viertel Münchens.

Frau mit Mütze isst Zimtschnecke

 Zum Frühstücken in den Zimtschneckenhimmel

Zimtschnecken in Auslage

Es gibt viel zu sehen, deshalb starten wir unseren Spaziergang durch Giesing gleich am Morgen. Die S-Bahn Linien S3 und S7 bringen uns praktischerweise auf kurzem Wege direkt zum Giesinger Bahnhof. Jetzt heißt es erst mal, Frühstück organisieren! Bei eiskaltem Wetter biegen wir einen kurzen Marsch später dem leckeren Duft von Hefegebäck folgend in die Chiemgaustraße 81 ein. Hier muss der Himmel sein. Besser gesagt der Zimtschneckenhimmel! Mitten in Obergiesing hat sich die Zimtschneckenfabrik auf die Herstellung der Köstlichkeiten aus fluffigem Hefeteig spezialisiert. Gebacken wird hier noch wie vor 100 Jahren: handwerklich, nachhaltig und ohne Konservierungsstoffe. In der offenen Backstube gibt es neben den Schnecken auch noch leckere Kuchen und Törtchen, was die Frühstückswahl nicht gerade einfacher macht. Mit einer Zimtschnecke in der Hand und einer weiteren als Wegzehrung im Rucksack machen wir uns auf Entdeckungstour durch Giesing.

Zimtschneckenfabrik

Auf den Spuren der Templer in Giesing

Kirchturm hinter kahlen Ästen

Gestärkt zieht es uns weiter durchs Viertel in Richtung Untergiesing: Wir haben gehört, dass sich versteckt hinter den Bäumen am Auer Mühlbach ein geheimnisvolles Kloster verbirgt. Der gut 30-minütige Fußmarsch dorthin führt uns vorbei an zahlreichen Genossenschaftswohnungen und am Grünwalder Stadion, der Heimat des Giesinger Fußballclubs 1860 München. Dann verlassen wir die Hauptstraße und biegen rechts in eine parkähnliche Anlage ein. Und plötzlich tauchen zwischen den Bäumen Türme und Zinnen auf: das Archiconvent der Templer. Hinter der Fassade - die an eine Mischung zwischen Disneyschloss und orthodoxer Kathedrale erinnert - leben Mönche und Nonnen nach strengen Regeln und versorgen Bedürftige. Klasse! Hier können wir also nicht nur ein tolles Foto für Instagram schießen, sondern auch helfen, indem wir z.B. Kleidung oder etwas Zeit schenken.

Archiconvent der Templer

„Gans Woanders“ im Giesinger Hexenhaus

Kleiner Tisch mit Bänken vor Fenstern

Unseren Nachmittag in Giesing möchten wir ganz woanders verbringen! Also spazieren wir in 15 Minuten über den Candidplatz in Richtung Kolumbusplatz und nehmen in einem windschiefen Hexenhäuschen Platz. Das „Gans Woanders“ ist ein verwunschener Ort mit viel Liebe zum Detail. Neben der unglaublich leckeren Pizza, die unsere mittlerweile knurrenden Mägen füllt, gibt es hier auch ein wechselndes Programm mit Lesungen, Konzerten und mehr. Auch der Geist braucht schließlich Nahrung. In gemütlicher Atmosphäre treffen wir auf Jung und Alt, auf Giesinger und auf Zuagroaste, die hier alle locker den ganzen Tag verbringen könnten. Das Konzept aus Café und Kulturbühne im Hexenhaus kommt an, ganz (wo)anders eben! Auf der großen Terrasse inmitten der Baumkronen schlürfen wir noch einen Espresso, bevor wir uns loseisen. Der Sonnenuntergang steht kurz bevor und wir haben schließlich noch mehr vor in Giesing.

Gans Woanders

Sonnenuntergang und Trainspotting am Schmederersteg

Blick von Brücke auf vorbeifahrenden Zug

Gerade noch rechtzeitig, bevor die Sonne untergeht, wagen wir uns an die Grenze zwischen Giesing und der Au. Dort, wo der Giesinger Berg zum Nockherberg übergeht, liegt der kleine, versteckte Kronepark. Von hier oben könnten wir einfach den Ausblick über die Dächer Münchens genießen, doch das ist uns zu langweilig. Also beziehen wir Stellung am Schmederersteg, einer kleinen Fußgängerbrücke über den Gleisen der Bahnspange, die den Hauptbahnhof über den ehemaligen Südbahnhof hin zum Ostbahnhof verbindet. Es dauert nicht lange, bis der erste Zug durchrauscht. Richtig romantisch wird die urbane Trainspottingkulisse dann zum Sonnenuntergang. Vor allem, weil kaum etwas los ist, ganz anders als an der bekannteren Hackerbrücke.

Schmederersteg

Giesinger Boazn-Feeling im Bumsvoll

Unser Tag in Giesing neigt sich langsam dem Ende und wir wollen den Spaziergang durchs Viertel bei einem Absacker Revue passieren lassen. Möglichkeiten dafür gibt es genug, schließlich ist Giesing bekannt für seine Boazn, jenen urgemütlichen Lokalen irgendwo zwischen Bar und Kneipe. Wir entscheiden uns für das „Bumsvoll“, das nur 500 Meter von unserem letzten Stopp entfernt in der Zugspitzstraße liegt. Spiel- und Dartautomaten, Holzvertäfelung, alte Ölbilder mit Alpenpanorama und ein junger Kerl hinter dem Tresen. Das gefällt nicht nur uns, sondern auch dem gemischten Publikum, das hier Giesinger Helles oder Isarwasser bestellt. Langsam wird es „Bumsvoll“ in der kleinen Boazn und die Stimmung könnte entspannter nicht sein. „Man soll gehen, wenn es am schönsten ist.“, sagt der Volksmund. Deshalb machen wir uns nach einem ereignisreichen Tag auf den Weg und fahren mit der S-Bahn von der St. Martin Straße gemütlich nach Hause. Das war ganz bestimmt nicht unser letzter Besuch in Giesing.

Bumsvoll Bar

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