Egal woher oder wohin: Jeder Mensch verdient Hilfe
Dass an der Anlaufstelle an Gleis 11 im Hauptbahnhof München rund um die Uhr echte Menschlichkeit am Werk ist, belegt schon die Tatsache, dass 140 der insgesamt 165 Mitarbeitenden ehrenamtlich tätig sind. Hilfesuchende treffen auf Sozialarbeiter:innen, FSJ-ler:innen, Praktikant:innen, aber auch auf Münchner:innen, die sich ehrenamtlich um Menschen in Notlagen kümmern wollen. Seit 1897 gibt es bereits die Bahnhofsmission am Münchner Hauptbahnhof. Getragen wird das Ganze von der katholischen und evangelischen Kirche, in Kooperation. Die Deutsche Bahn Stiftung als enger Partner der Bahnhofsmission organisiert, finanziert, steuert und unterstützt bei ausgewählten Projekten die Aktivitäten der Einrichtungen. Und die Bahn selbst? Wir beteiligen uns als Partner, indem wir beispielsweise die Räume zur Verfügung stellen und die Betriebskosten übernehmen. Das gemeinsame Motto: Jeder Mensch ist gleich und jeder verdient gleichermaßen Hilfe, wann immer er sie braucht – schnell, unbürokratisch, flexibel und vor allem menschlich. Was das konkret einschließt? Unterstützung, Beratung, Begleitung und Vermittlung – Ob in kniffligeren Lebenssituationen, die durchaus auch mal anspruchsvollere Fragestellungen aufwerfen, oder auch, wenn ihr auf Reisen seid und Reisehilfe benötigt. So können sich Minderjährige, aber auch körperlich beeinträchtigte Fahrgäste, die mit dem Zug, der S- oder U-Bahn unterwegs sind, jederzeit für ein sicheres Geleit von Gleis zu Gleis melden.
Mobilitäts-Service-Zentrale
Vom warmen Tee bis zur (Über-)Lebenshilfe
Mit einem eigenen Aufenthaltsraum bietet das Team den ganzen Tag über eine Rückzugsmöglichkeit, in der man zum Beispiel während der kalten Jahreszeit mit einem Tee wieder zu Kräften kommen kann. Das Angebot richtet sich aber nicht nur an Wohnungslose, sondern generell an alle Menschen, die sich in einer geschützten Atmosphäre mit anderen austauschen wollen. Die Erfahrung des Teams vor Ort zeigt aber: Oft brauchen die Menschen, die die Bahnhofsmission ansteuern, mehr als nur einen Tee oder eine warme Atmosphäre. Die Gründe, weshalb Menschen die Einrichtung am Gleis 11 im Hauptbahnhof aufsuchen, seien so vielfältig wie die Menschen, die sich ans Team wenden, heißt es auf der Website. „Reisende, die bestohlen wurden, Menschen mit Suchtproblemen, Frauen, die mit ihren Kindern vor ihren gewalttätigen Partnern fliehen, Obdachlose, Flüchtlinge“ – Sie alle wenden sich an die Bahnhofsmission. „Momentan haben wir 70 bis 80 Beratungsgespräche am Tag“, erklärt Barbara, Leiterin der Evangelischen Bahnhofsmission. „Wir merken, dass vor allem die Einsamkeit durch Corona zugenommen hat. Auch deshalb ist es uns so wichtig, immer da zu sein.“
Die Nähe zu den Menschen und die Bahnhofsatmosphäre machen unsere Arbeit so besonders.
Barbara und Bettina, Leiterinnen der Bahnhofsmission
Notlagen kennen keine Öffnungszeiten
Zuhören, helfen und weitervermitteln – Genau das macht das Team aus Sozialarbeiter:innen in den Räumlichkeiten am Hauptbahnhof. Bei einem vertraulichen Gespräch gehen sie mit den Hilfesuchenden konkrete nächste Schritte an. Das kann einfach mal ein Verband oder ein Pflaster sein, bis hin zur Weitervermittlung an Fachstellen, dem Finden eines Zufluchtsorts auf Langzeit, z. B. in einem Frauenhaus und Co. Hilfreich dabei: Die Mitarbeitenden der Bahnhofsmission kennen das soziale Netz Münchens und des Umlands wie ihre Westentasche. „Es erfordert viel Hintergrundwissen, um die Menschen an die richtige Stelle weiterzuvermitteln“, erzählt Bettina, Leiterin der Katholischen Bahnhofsmission. Arbeitsagentur, Wohnungslosenhilfe, Unterbringungsmöglichkeiten, soziale Einrichtungen und Dienste, Ämter, Behörden – all diese Stellen gehören zum engen Netzwerk. So kann das Team die Hilfesuchenden gezielt beraten. Dabei ist es ihnen besonders wichtig zu betonen, dass das Angebot niederschwellig ist. Bedeutet: einfach vorbeikommen, ohne Termin, ohne Anmeldung – und das sieben Tage die Woche, auch an Feiertagen und in der Nacht. Schließlich richten sich Notlagen selten nach Öffnungszeiten.
Besondere Reisehilfe für Fahrgäste
Noch ein Hinweis: Solltet ihr als Fahrgäste das Angebot der Bahnhofsmission mal nutzen wollen, weil ihr euer Kind bei der Reise begleitet wissen oder einem körperlich beeinträchtigten Menschen Hilfe an die Hand geben wollt, meldet euch bis spätestens vier Tage vor der Reise per Online-Formular beim Team der Bahnhofsmission. Im Rahmen des Reisehilfe-Angebots unterstützen sie beim Ein- und Aussteigen oder Begleiten und sorgen dafür, dass Ankunft und Weiterfahrt reibungslos gelingen. Sollte die Reise mal sehr kurzfristig stattfinden, meldet ihr euer Anliegen am besten telefonisch an unter 089 – 59 45 76.
Kids on Tour
Wie ihr helfen könnt
Falls ihr keine Hilfe braucht, aber Hilfe anbieten möchtet, dann findet ihr auf der Website der Bahnhofsmission alle Möglichkeiten, wie ihr z. B. per Geld- oder Sachspende tätig werden könnt. Denn Spenden sind eine tragende Säule der Bahnhofsmission München. Ganz egal, ob als Privatperson, Verein, Stiftung oder Unternehmen – Jede Kleinigkeit, jeder Betrag unterstützt, um in Not geratenen Menschen zu helfen. Und eines ist klar: Ohne Barbara, Bettina und ihr eingespieltes Team aus über 160 Kolleginnen und Kollegen wäre die Bahnhofsmission nicht die tragende Säule, die sie für viele Menschen in Not ist.