Baustelle ohne Baupausen
Tiefe Löcher, Stützbalken, hunderte Meter an Kabeln und viel Beton – dass hier etwas Großes passiert, wird auf den ersten Blick klar. Bereits seit März 2019 arbeiten Projektleiter Moritz und Bauleiter Andreas mit ihren Teams durchgehend am Umbau der S-Bahn-Station Buchenau. „Durchgehend“ –, so könnte auch das Motto von Andreas & Co. lauten, denn Baupausen gibt es keine. 24 Stunden, sieben Tage die Woche, wird hier gearbeitet. Denn es gibt viel zu tun: die Erhöhung der bestehenden Bahnsteige, eine neue Personenunterführung mit Aufzügen, ein neuer Bahnsteig und, und, und. Die Liste der Einzelmaßnahmen ist lang, die Zeit knapp und der S-Bahn Betrieb läuft parallel natürlich weiter. Für die Experten ist das aber kein Problem.
Eine neue Unterführung mit Aufzügen und Treppenaufgängen
Vor allem am Anfang standen große Umbaumaßnahmen an. „Für die neue Personenunterführung musste eine Grube unter den Gleisen ausgehoben werden“, berichtet Andreas, Bauleiter der Firma Kassecker, die im Auftrag der DB den Umbau umsetzt. „Der Zugverkehr geht jedoch weiter. Wir mussten also die Gleise schützen und Stützbalken einsetzen, um alles am Laufen zu halten.“ Dann ging es an den sinnbildlich schwersten Teil: Drei rund 140 Tonnen schwere Betontunnelteile wurden nacheinander in die ausgehobene Grube unter die Gleise geschoben. Auf unsere erstaunten Blicke reagiert Andreas ganz entspannt: „Für jedes der drei Teile haben wir nur einen halben Tag gebraucht; mithilfe von Quarzsand und einfacher Physik ist der Einschub kein Problem.“ Na dann!
Neuer Bahnsteig bereits in Betrieb
Für mehr Flexibilität und eine Entlastung der zwei vorhandenen Bahnsteige , da auch Regional- und Fernverkehrszüge hier vorbeifahren, wurde die Station um einen dritten Bahnsteig erweitert. Dieser ist bereits in Betrieb, wobei die Umbaumaßnahmen erst Ende des Jahres vollständig fertig sind. Das taktile Leitsystem für Blinde ist allerdings schon im Boden installiert. Zudem kann man bereits barrierefrei ein- und aussteigen. Damit das bei den Gleisen 1 und 2 auch möglich ist, werden die Bahnsteige auf 96 Zentimeter über Schienenoberkante erhöht. Für das in der Mitte liegende Gleis 2 wird das am aufwendigsten, denn hier ist das richtige Timing gefragt. „Da nachts weniger und zwischen 2:00 und 4:00 Uhr morgens gar keine Züge verkehren, können wir viele Arbeiten nur während dieser Zeit verrichten“, erklärt Andreas. „Das erfordert genaueste Planung und eine schnelle Durchführung“.
Alte Hasen in Sachen Umbau
Eine genaue Planung ist auch Moritz, DB-Projektleiter der Eisenbahn-Consulting Firma Nickol & Partner, wichtig. Der gelernte Landschaftsarchitekt und Quereinsteiger ist mit seiner mittlerweile 10-jährigen Erfahrung schon routiniert beim Thema Barrierefreiheit und weiß genau, worauf zu achten ist. Er plant neben den großen Umbauten auch alles drum herum: die Überdachung der Bahnsteige, Wind- und Wetterschutzanlagen, die Positionierung der Lautsprecher (damit Durchsagen überall gut gehört werden), neue Sitzmöglichkeiten usw. Die direkten Anwohner werden ebenfalls berücksichtigt: „Da die neue Personenunterführung durch ihren Hohlraum mehr Hall erzeugt, werden wir entlang des Bahnsteigs Lärmschutzwände errichten“, betont Moritz.
Souveräne Leiter und ein Blick in die Zukunft
Ihren Zeitplan haben die beiden Leiter ständig im Blick. Bis Ende August werden die Hauptmaßnahmen abgeschlossen sein, im Frühjahr 2020 sollen dann auch die Aufzüge in Betrieb genommen werden. Der 17 Millionen Euro umfassende Umbau ist in vollem Gange und das Timing ist gut. Auch wir sind nach der Begehung guter Dinge. Ob es an den beiden Leitern Moritz und Andreas liegt, die souverän über die Baustelle gehen und alles im Griff zu haben scheinen, oder an deren 90-köpfigem Team, das während unseres Besuchs wie ein Uhrwerk pausenlos arbeitet, können wir nicht sagen. Die beiden Männer sind sich jedoch einig: „Das alles kann nur mit einem guten Team funktionieren –, und das haben wir.“