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Stresstest für Lokführer im DB-Simulator

Vielleicht habt ihr auch schon einmal in einem Simulator gesessen?! In Vergnügungsparks oder damals im Deutschen Museum? Meist ein relativ kleiner Kasten. Vorne ein großer 3D-Bildschirm. Drinnen die Achterbahnfahrt eures Lebens, ohne, dass sich die Maschine vom Fleck bewegt. Verrücktes Gefühl mit hohem Spaßfaktor! Im Schulungszentrum von DB-Training in Aubing steht ein ähnliches Gerät. Statt Achterbahnfahrten erhalten in diesem realitätsnahen S-Bahn Simulator Lokführer ein Fahrsicherheitstraining. Immer mit dabei: Unsere Transportkontrolleure Torsten und Uwe. Ihr Ziel ist es, die Lokführer fit zu machen für Situationen, die nicht ganz alltäglich sind. Eine Art Stresstest. Wie so ein Simulator bei der DB aussieht und welche simulierten Situationen da auftreten können, haben uns Torsten und Uwe bei unserem Besuch verraten.

Der Simulator der S-Bahn München

Realistisch durch Full Motion

Mitarbeitender der S-Bahn vor dem Simulator

Nicht weit entfernt von der S-Bahn Station Leienfelsstraße liegt das Schulungszentrum von DB-Training. Bereits durch die großen Panoramafenster können wir die beiden großen Simulatoren sehen. Einer der beiden Simulatoren ist für den Fern- und Güterverkehr und simuliert Fahrten mit den Lokbaureihen 101, 145 und 152. Der, für den wir uns heute interessieren, ist der S-Bahn Simulator mit dem Führerstand aus unseren ET423 Zügen. „Bei uns in München stehen, neben Nürnberg, die einzigen Simulatoren in ganz Bayern“, erzählt uns Torsten, während wir in Richtung Simulator gehen. Die beiden Geräte in Aubing werden auch als „Full Motion Simulatoren“ bezeichnet, da sie das Visuelle mit einem 3D-Bildschirm, also die Haptik, die Akustik und die Bewegung einer S-Bahn nachbilden. „Der Simulator ist so realistisch, auch von den Bedienelementen innen, dass es kaum einen Unterschied zur echten S-Bahn gibt“, bestätigt Torsten. Im Werk Steinhausen gibt es einen weiteren Simulator. Zwar ohne Bewegungssimulation, doch dafür wurde dieser vor Kurzem mit einer realistisch simulierten Stammstrecke als Übungsfahrt nachgerüstet.

Das simulierte Fahrsicherheitstraining für Lokführer

Zwei Simulatoren in einer großen Halle

Durchschnittlich zwei- bis dreimal pro Woche sind die beiden Transportkontrolleure Uwe und Torsten beim „Full Motion Simulator“ in Aubing. „Wir sind dafür da, die Lokführer mehrmals pro Jahr auf ihre fachliche Eignung hin zu überprüfen. Gleichzeitig sind wir die Multiplikatoren bei Neuerungen und Änderungen im Betrieb. Wir sorgen also dafür, dass alle Kollegen und Kolleginnen immer auf dem neuesten Stand sind“, erklärt uns Uwe. Ein typischer Bildungstag besteht aus drei Teilen. Bei einer simulierten Übungsfahrt werden Unregelmäßigkeiten eingespielt. Die Lokführer werden also speziell auf diese Fälle trainiert und dafür sensibilisiert. Sollte etwas nicht wie geplant klappen, erhält der Lokführer direkt eine Nachschulung zum jeweiligen Thema. Im zweiten Teil, der sogenannten Begleitfahrt, erhalten die Lokführer keine Hilfe mehr und werden bewertet. Zuletzt erleben die Lokführer eine „Chaosfahrt“ mit simulierten Sondersituationen. 

Für alle Fälle gewappnet mit der „Chaosfahrt“ 

Instruktor und Triebfahrzeugführer werten die Simulatorfahrt aus

Bei den „Chaosfahrten“ werden Notfälle simuliert, um die Reaktion der Lokführer zu trainieren. „Man lernt zwar in der Theorie, wie in bestimmten Situationen reagiert werden sollte, Viele brauchen aber zudem die praktische Erfahrung“, erklärt uns Torsten. „Die Übung im Simulator gibt den Lokführern eine große Sicherheit. Die Notfallsituation ist ihnen dann, sollte sie jemals eintreten, nicht mehr fremd.“ So erleben die Lokführer der S-Bahn simulierte Brände im Zug, müssen Notbremsungen durchführen, Autos im Gleis melden oder medizinische Hilfe anfordern. Immer mit dabei: Torsten und Uwe, die indirekt über eine Kamera den Lokführer im Simulator bei seinen Reaktionen beobachten. Über Zugfunk kann der Lokführer jederzeit Kontakt zu ihnen aufnehmen und mit ihnen – in der Rolle des Fahrdienstleiters – sprechen. So würde es in der Realität auch ablaufen. 

Der Simulator trickst selbst Profis aus

Triebfahrzeugführer am Simulator

Durchschnittlich zwei Stunden pro Jahr wird jeder unserer Triebfahrzeugführer im Simulator geschult. Auch Neulinge müssen vor der ersten richtigen Fahrt erst einmal die Reifeprüfung im Simulator bestehen. Dabei fahren sie hauptsächlich die S-Bahn Stammstrecke. „Es gibt aber auch rein virtuelle Strecken, die es so gar nicht im echten Leben gibt“, erklärt uns Torsten. Die Stammstrecke und der Simulator hingegen sind so realitätsnah, dass Torsten manchmal den Unterschied nicht mehr merkt: „Als mir im Simulator ein Zug auf dem anderen Gleis entgegengekommen ist, habe ich die Hand zum Gruß gehoben“, erzählt er uns schmunzelnd. „Erst danach ist mir wieder eingefallen, dass das ja nur ein Simulator ist. Es hat sich einfach so echt angefühlt.“

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