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Arbeiten auf der Kanzel – Denn eure Sicherheit ist uns heilig

Kanzel ist gleich Kirche? Nicht ganz! Auch bei der S-Bahn München gibt es Mitarbeitende, die auf der Kanzel stehen. Sie sind zwar keine ausgebildeten Theologen, trotzdem ist ihr Job schon irgendwie ein bisschen ‚heilig‘. Denn sie müssen stets den Überblick behalten und sorgen so dafür, dass alle anderen Menschen unter ihnen – auf und an den Gleisen – sicher durch den Alltag kommen. Wir haben uns ‚dort oben‘ mal umgeschaut und uns von den Kolleg:innen von ihrer Arbeit erzählen lassen.

Bedienelemente und Mikrofon der örtlichen Aufsicht

Die Augen und Ohren für die Fahrgäste

Mitarbeitende der örtlichen Aufsicht in der Kanzel

Ostbahnhof München. Auf den Bahnsteigen schieben sich Menschen aneinander vorbei. Viele schauen auf ihr Handy. 60 Züge fahren hier jede Stunde, 30 pro Richtung. Dahinter steckt eine aufwendige und ausgefeilte Logistik. Da muss es doch jemanden geben, der den Überblick bewahrt und auf die Fahrgäste schaut! Natürlich, da gibt es jemanden: die sogenannte örtliche Aufsicht. Was die genau macht? Die Mitarbeitenden dieses Bereichs sind quasi die Augen und Ohren für euch Fahrgäste.

Die ‚gläsernen‘ Mitarbeitenden

Mitarbeiterin der örtlichen Aufsicht im Gespräch mit einem Fahrgast

Was das bedeutet? Die Fahrgäste sollen sicher ankommen. Dabei braucht der Lokführer oder die Lokführerin Unterstützung – vor allem auf der Stammstrecke. Normalerweise ist es der Lokführende selbst, der für den sogenannten ‚Serviceblick‘ zuständig ist. Das heißt, bevor er die Türen schließt und losfährt, schaut er aus dem Fenster des Führerstands. Er vergewissert sich, dass kein Fahrgast in den Türen steht und jeder auf dem Bahnsteig genug Abstand zur S-Bahn hat. Erst dann fährt er los. An den Bahnhöfen der Stammstrecke geht es oft hektisch zu und trotzdem muss alles schnell gehen. Hier kommen zusätzlich die Kolleg:innen auf der Kanzel ins Spiel. Leicht erhöht sitzen sie hinter einer gläsernen Fassade in der Mitte des Bahnsteigs. Sie sehen alles und alle können sie sehen. Und so soll es auch sein!

Drei Züge, ein Gleis & ein waches Augenpaar

Mitarbeitender der örtlichen Aufsicht in der Kanzel

Die Kanzel, beziehungsweise die Mitarbeitenden, die dort postiert sind, hat die Gleise und den Bahnsteig im Blick. Er weiß, welcher Zug als nächstes ankommt und sagt an, welcher als nächstes wieder abfahren kann. Denn am Ostbahnhof beispielsweise gibt es zwar drei S-Bahnsteige in Richtung stadteinwärts, ergo drei Gleise, aber nach der Abfahrt müssen sich alle Züge auf ein Gleis einfädeln und nacheinander weiterfahren. Damit sich die Züge nicht in die Quere kommen, koordiniert die Kanzel in Absprache mit dem Fahrdienst, wer wann weiterfahren darf. Aber zuerst wird die Sicherheit am Bahnsteig selbst kontrolliert: Wenn beispielsweise ein Kinderwagen ungebremst Richtung Gleisbett rollt, oder ein Fahrgast aufs Handy blickt und deswegen zu nah an die Gleise gerät, warnen die Mitarbeitenden auf der Kanzel per Lautsprecher. In brenzligen Fällen verlassen sie auch die Kanzel und eilen sofort zur Hilfe. Denn zum Beispiel durch den Sog, der entstehen kann, wenn eine S-Bahn ausfährt, können tatsächlich vor allem Kinder und gebrechliche Menschen ins Gleis gezogen werden. Der Job verlangt also absolute Präsenz und einen extrem wachen Blick. 

Wenn Multitasking Routine ist

Mitarbeitende der örtlichen Aufsicht an ihrem Arbeitsplatz

Während die örtliche Aufsicht auf der Kanzel die Fahrgäste im Blick hat und die Züge abfertigt, hat sie noch eine weitere Aufgabe. Sie ist der direkte Ansprechpartner für euch Fahrgäste. Die Mitarbeitenden auf der Kanzel müssen das Streckennetz also genauestens kennen, um jedem weiterhelfen zu können. Alle Aufgaben gleichzeitig zu erfüllen, ist eine Herausforderung und verlangt vieles gleichzeitig zu machen und dabei trotzdem Ruhe zu bewahren. Denn Fahrgäste, die nicht weiterwissen, können durchaus ungeduldig werden. Verständlich, denn wir alle wissen: Zeit ist ein knappes Gut. Wenn es durch einen Unfall oder eine Störung mal zu Ausfällen kommt, dann wird es richtig hektisch am Bahnhof. Und dafür gibt es das heilige Buch. Nein, nicht die Bibel!

Das haben wir ja schon geklärt: S-Bahn-Kanzel ist nicht gleich Kirche. Aber auch auf der Kanzel gibt’s ein ganz schön dickes Buch. Es enthält nahezu jeden möglichen Störfall. Und hilft somit den Mitarbeitenden, schnell zu reagieren, um den Fahrgästen Alternativen aufzeigen zu können. Die Mitarbeitenden auf der Kanzel finden hier alle Antworten auf die jeweiligen Ausnahmesituationen. Ein Buch also, das Orientierung gibt: Orientierung im S-Bahn Verkehr. All das hilft dabei, dass ihr, unsere Fahrgäste, möglichst reibungslos von A nach B kommt. Und das ist uns – klare Kiste! – ebenso heilig wie eure Sicherheit. 

Unser Kollege Charris zeigt euch seinen Arbeitsalltag

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