Alle Jahre wieder: die Checks
„Zugegeben, die Berufsbezeichnung ist ein wenig irreführend“, sagt Uwe, nachdem er uns bei sich am Arbeitsplatz, in der S-Bahn München Zentrale am Ostbahnhof, herzlich begrüßt hat. „Wir Transportkontrolleure sind dafür da, die Lokführer mehrmals pro Jahr auf ihre fachliche Eignung hin zu überprüfen. Gleichzeitig sind wir die Multiplikatoren bei Neuerungen und Änderungen im Betrieb, sorgen also dafür, dass alle Kollegen und Kolleginnen immer auf dem neuesten Stand sind. Und wir sind die ersten Ansprechpartner bei Problemen und Fragen.“ Wow, ganz schön viele Aufgaben, finden wir! Uwe lächelt. Scheint, als sei er damit alles andere als unzufrieden. Seine Hauptaufgabe sei es aber, die Triebfahrzeugführer mehrmals pro Jahr auf ihre Fertigkeiten hin zu prüfen. Die Vorgaben für die Kontrollen kommen dabei vom EBA, dem Eisenbahnbundesamt. „Mit unseren regelmäßigen Prüfungen gewährleisten wir die Sicherheit unserer Münchner S-Bahnen“, erklärt Uwe. Etwa so, als wenn ein Autofahrer jedes Jahr zur Führerschein-Auffrischung müsste. Auch Theorie und der Umgang mit Notfallsituationen werden immer wieder aufs Neue abgefragt.
Wir Transportkontrolleure sind der Erklärbär für die Lokführer.
Uwe, Transportkontrolleur
Immer auf dem neuesten Stand
Jap, Uwe und seine fünf Transportkontrolleur-Kollegen und -Kolleginnen haben einiges zu tun … Schließlich prüfen sie jährlich alle rund 650 Triebfahrzeugführer der S-Bahn München – und das nicht nur einmal, sondern jeweils sechs Mal im Jahr. „Zweimal sind wir direkt bei einer Fahrt dabei, kontrollieren die Dokumentationen und Unterlagen und prüfen die Gültigkeit des Führerscheins“, erklärt uns Uwe. „Die anderen vier Male prüfen wir das theoretische Wissen, geben Betriebsdienstunterrichte und Schulungen. Dazu kommen noch die Abfrage des technischen Know-hows und eine Schulungsfahrt in unserem Simulator im DB Schulungszentrum in Aubing.“ Alle Ergebnisse dokumentieren er und seine Kollegen dann gewissenhaft im Büro. Bei so vielen Prüfungen ist es für Uwe und seine Kollegen deshalb natürlich unerlässlich, selber immer auf dem neuesten Stand der Technik und der Betriebsabläufe zu sein. Ein wandelndes Lexikon des S-Bahn München Alltags – genau das ist Uwe auch, wie wir schnell merken.
Der Erklärbär für die Lokführer
Neben den regelmäßig anstehenden Prüfungen haben Uwe und seine Kollegen immer ein offenes Ohr bei Fragen und Problemen. „Infos und Neuerungen, die von offizieller Stelle oftmals natürlich im klassischen Beamtendeutsch formuliert werden, machen wir für die Kollegen bei Bedarf verständlicher“, erzählt Uwe. „Wir sind quasi der Erklärbär für die Lokführer.“ Und die? Na, die wissen das zu schätzen! Und so kommt es, dass Uwe nach seinen zehn Jahren als Transportkontrolleur fast alle Lokführer mit Namen kennt. „Darüber bin ich ehrlich gesagt auch immer wieder erstaunt“, verrät er uns und lacht. Und wie wir ihn so mit den anderen Kollegen auf dem Gang oder im Büro quatschen hören, wird uns klar: Der sympathische gebürtige Dresdner, seine Berufserfahrung und sein breites Wissen werden von der ganzen Truppe hochgeschätzt.
Einmal Bahner – immer Bahner
Kein Wunder, denn was Uwe weiß, hat er nicht irgendwo einfach nur gelesen oder nachgeschlagen. Früher war er selbst viele Jahre lang Triebfahrzeugführer, erst bei der Deutschen Reichsbahn in Dresden, dann bei der S-Bahn München. Dort schloss Uwe seine Trainerausbildung ab und machte 2010 dann die Weiterbildung zum Transportkontrolleur. Auf dem Weg eignete er sich dann noch das pädagogische und fachliche Wissen an. Bereut habe er seine Entscheidung nie. „Ich liebe meinen Beruf“, sagt Uwe und richtet sich dabei in seinem Stuhl auf. „Am schönsten ist die Abwechslung zwischen Büro und unterwegs sein, dass ich ab und zu selbst noch die S-Bahn fahren kann, also immer am Ball bleibe, und geschult werde. Vor allem aber gefällt mir das soziale Miteinander hier.“ Da klopft es an der Tür, einer der Lokführer-Kollegen hat eine Frage an Uwe. Klar, nach der Überprüfung ist für die Lokführer und Uwe nämlich immer auch vor der nächsten Überprüfung. Irgendwie gibt uns das ein ganz schön sicheres Gefühl, oder?!