Wo gehobelt wird, da fallen Späne
Wie heißt es so schön: Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Im Bahnkontext muss es aber eher heißen: Wo Gleise erneuert werden, da müssen wohl oder übel auch mal Fahrten ausfallen. Natürlich nur für kurze Zeit – dann nämlich, wenn die Bauarbeiter am Werk sind. Und im Fall der Gleiserneuerungen zwischen Starnberg und Tutzing eben auch, wenn ihr großer, gelber Kollege, der Gleiserneuerungszug, am Start ist. Was da genau passiert? Nun, als Erstes hebt die Maschine im vorderen Bereich die alten Schienen hoch und reißt die sogenannten Schwellen – große, schwere Betonstücke, auf denen später die Schienen befestigt werden, – aus dem Boden. Gleichzeitig legt der Zug gleich dahinter neue Schwellen aus, und zwar 300 in der Stunde, 10 Stunden am Tag. So lange dauert übrigens auch eine Schicht der Bauarbeiter, die den Zug begleiten.
Muskelprotz Maschine
Die neuen Schwellen werden am Kopf des gelben Ungetüms angeliefert – auch automatisch – per Portalkran. Und das ist auch gut so, denn eine einzige Schwelle wiegt ganze 300 Kilogramm. Gut vorstellbar, wie sich ein Mensch mit solch einem Teil abmühen würde! Der Portalkran aber nimmt’s leicht. Er saust über den Zug hinweg und füttert die Maschine mit 25 Schwellen pro Durchgang. Bei jedem Durchgang transportiert er auch die alten Schwellen wieder ab. Die könnten dann sogar an anderer Stelle wiederverarbeitet werden. Während das alles passiert, sorgt eine Seitenvorrichtung am Zug dafür, dass der alte Schotter eingesammelt wird. Sie saugt ihn wie mit einem Staubsauger ein, reinigt ihn wie in einer Waschanlage und streut den aufbereiteten Schotter wieder aus. Alles in einer Maschine vereint, alles direkt nacheinander. Wir sind total überwältigt.
Zum Schluss: die Schienen
Hört sich fast so an, als ob das auch ganz ohne Menschen ginge, oder? Ist aber nicht so. „Die Bauarbeiter überwachen den ganzen Vorgang pausenlos, ziehen Schrauben nach und so weiter“, erklärt uns Projektleiter Kieron und betont: „Für alle Beteiligten ist solch ein großes Projekt etwas ganz Besonderes. Nach vielen Monaten der Planung und Abstimmung mit so vielen Stellen und Menschen zu sehen, wie alles ineinandergreift, das ist schon schön.“ Nun müssen ja aber noch die Schienen verlegt werden! Auch das übernimmt der gelbe Riese. Weiter hinten befindet sich nämlich die sogenannte Gleisstopfmaschine. Sie befestigt die neuen Schienen an den neu ausgelegten Schwellen und verfestigt den Schotter dazwischen, damit alles gut hält. Das sieht ein bisschen so aus wie ein richtig großer Schraubendreher. Insgesamt werden mehrere tausend Schwellen ausgetauscht auf einer Strecke von insgesamt 13,5 Kilometern – eine Mammutaufgabe, die ohne den großen, gelben Koloss viele Monate in Anspruch nehmen würde.
Großer Umbau, große Zahlen
Reibungslos und stabil – so mögen wir unseren täglichen S-Bahn Betrieb. Damit das auch in Zukunft so bleibt, sind von Zeit zu Zeit eben solche Gleiserneuerungen nötig. Über so ein Gleis rollen schließlich täglich viele Züge, die eine Belastung von 26.500 Tonnen pro Tag ausmachen, zumindest auf der Strecke zwischen Starnberg und Tutzing. Ähnlich groß sind die Zahlen, die das Bauprojekt rund um die Gleise betreffen: DB Netz tauscht insgesamt 25.040 Schwellen, 24.400 Tonnen Schotter und 6.000 Tonnen Boden aus. Über 11 Millionen Euro werden in die Modernisierung der Infrastruktur bei den Arbeiten mit dem Gleisumbauzug im April und Mai investiert. All das für eine starke Schiene, die unsere S-Bahnen und damit auch euch in Zukunft sicher und beständig durch München und das Umland transportiert.